… erklärt am Beispiel eines Lagerplatzes
In einem vorangegangenen Blog-Post (https://KARL.services//gebaeudevulnerabilitaeten/) zum Thema Gebäudevulnerabilitäten haben wir das Konzept der Vulnerabilität und seine Anwendung in der K.A.R.L.-Risiko-Analyse ausführlich erläutert. In Kurzform: Im Kontext unserer Naturgefahrenanalyse geht es um die Frage der spezifischen Empfindlichkeit eines beliebigen Objektes gegenüber dem Einwirken von Naturgefahren. Von der Vulnerabilität ist das Ausmaß des Schadens abhängig, der bei Eintritt eines bestimmten Ereignisses zu erwarten ist.
In diesem Beitrag soll es um Lagerplätze und deren Vulnerabilität (spezifische Empfindlichkeit) gegenüber Naturgefahren gehen. Insbesondere wird der offene oder open-air-Lagerplatz betrachtet. Diese Lagersituation ist ein hervorragendes Beispiel für sowohl die Wichtigkeit des Einbeziehens der Vulnerabilität in das Risikomanagement, als auch für die Notwendigkeit, den Detaillierungsgrad bei diesem Thema nicht zu groß werden zu lassen. Um die Wichtigkeit zu erfassen genügt ein kurzer Blick auf die Bilder: Wird ein Auto-Lagerplatz (siehe Abbildung 1) von einem Hagelsturm getroffen, häufen sich schon bei relativ kleinen Hagelkörnern Schäden (siehe Abbildung 3).
Abbildung 1: Fahrzeuge auf einem offenen Lagerplatz (Symbolbild)
Zieht der gleiche Hagelsturm dann weiter und trifft das 200 Meter entfernte Container-Terminal, so wird der Schaden höchstwahrscheinlich minimal sein—sofern es überhaupt zu relevanten Schäden kommt.
Abbildung 2: Hafen mit Container-Terminal (Symbolbild)
Dellen in einem Standard-Container verursachen auf jeden Fall weniger Ärger als Dellen in einem Neuwagen. Genau so verhält es sich mit einem Sturm, der durch umhergewirbelten Sand o.ä. schnell zu Lackschäden an den Autos führen kann—auch hier stellen die Container das deutlich geringere Problem dar (siehe auch Abbildung 4).
Abbildung 3: Mittelschwerer Hagelschaden an einem Fahrzeug (Symbolbild)
Abbildung 4: Container-Stapel (Symbolbild)
Bei einem Erdbeben wiederum kann sich die Situation umkehren: Während die Autos das Ereignis im wahrsten Sinne „abfedern“, können Containerstapel umstürzen. Dadurch kann es je nach Ladung zu schweren Beschädigungen des Inhalts kommen.
Es wird deutlich, wie wichtig eine Unterscheidung nach verschiedenen Objekten, Lagergütern und damit das Konzept der Vulnerabilität ist.
Wo endet aber die sinnvolle Detail-Tiefe?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, aber gut am Beispiel eines Auto-Lagerplatzes erläutern:
Auf den ersten Blick drängt sich schnell der Gedanke auf, für deutlich unterschiedliche Auto-Klassen auch verschiedene Vulnerabilitäten zu definieren. Zum Beispiel unterscheiden sich SUV, „normale“ Limousinen und Sportwagen deutlich in ihrer jeweiligen Bodenfreiheit und damit darin, ab wann ein längeres Stehen in Wasser (bei Flut oder Starkregen) zu Schäden führen kann. Allerdings sind große Autolagerplätze selten komplett frei von topografischen Unterschieden. Manche sind in mehreren Ebenen angelegt und manche verfügen über ein „dachartiges“ Zick-Zack- Bodenprofil und über die dadurch entstehenden Rinnen wird entwässert. Das Abstellen der Autos erfolgt in der Praxis streng nach logistischen Erfordernissen. Auf die Empfindlichkeit verschiedener Autotypen bzgl. stehendem Wasser kann dabei keine Rücksicht genommen werden. Damit kann es also sein, dass der ultraflache Sportwagen auf einer leichten Erhöhung noch im Trockenen steht, während der SUV in einer Senke eventuell bereits Wasserschäden im Innenraum hat.
Abbildung 5: Auto im Wasser (Symbolbild)
Hier bringt also die detaillierte Unterscheidung keine Vorteile in der Qualität der Ergebnisse sondern nur den Zusatzaufwand, diese jeweilige Vulnerabilität vor der Analyse den Einheiten zuordnen zu müssen. Eine Verwendung einer „mittleren“ Vulnerabilität, die sich vielleicht an der Höhe der Limousine orientiert, führt in diesem Beispiel zu sehr guten Ergebnissen, die das tatsächliche Risiko gut abbilden.
Fazit
Insbesondere auf großen Open-Air-Lagerplätzen (wie z.B. an großen Häfen mit internationalen Verbindungen) hat man es mit einer Vielzahl von Lagergütern zu tun, deren unterschiedliche Empfindlichkeiten bei einer Analyse berücksichtigt werden müssen, um nicht zu irreführenden Ergebnissen zu gelangen.
Die besondere Herausforderung ist die Balance zwischen einer möglichst adäquaten Erfassung der speziellen Charakteristika der wertvollsten Güter bei gleichzeitig sinnvoller Limitierung der Komplexität im Bereich Vulnerabilitäts-Definitionen.
Bei der Definition von Vulnerabilitätskurven im Spannungsfeld zwischen erzielbarer Genauigkeit und praktischer Verwendbarkeit haben wir in den vergangenen Jahren viel Erfahrung sammeln können, auf deren Basis wir Sie gerne individuell beraten.
Sollten Sie sich mit uns über das vorliegende Papier austauschen wollen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.